By Wolfgang Stegmüller
Der vorliegende Band enthalt sechs teilweise stark iiberarbeitete Aufsatze, die in der Zeit zwischen der Niederschrift des Buches Theorienstrnkturen und Theoriendynamik, Springer-Verlag 1973, im folgenden mit [Theoriendynamik] bezeichnet, und der Monographie The Strncturalist View of Theories. A Pos sible Analogue of the Bourbaki Programme in actual technology, Springer-Ver lag 1979, im folgenden kurz [Strnkturalismus] genannt, entstanden sind. In diesen Abhandlungen werden jeweils gewisse Aspekte des strukturalistischen Theorienkonzeptes behandelt. Am starksten iiberarbeitet wurden die Auf satze II, IV, V und VI, die urspriinglich in englischer Sprache erschienen waren. Vier der sechs Arbeiten, namlich I, III, IV und VI, bilden auBerdem erweiterte Fassungen von Vortragen. Obwohl das zweite Buch [Strnkturalismus] durch P. Feyerabends ausftihr liche Diskussion der strukturalistischen Auffassung im British magazine for the Philosophy of technological know-how, Dezember 1977, angeregt worden ist, stellt es seinem Ansatz und Aufbau nach eher den Versuch einer systematischen Kurzdarstel lung des strukturalistischen Vorgehens nach seinem letzten Stande dar. Dem gegeniiber entstanden die hier verOffentlichten Artikel stets aus einem ganz be stimmten AnlaB. Diese Anlasse konnte guy schematisch in drei Klassen unter teilen: Entweder ging es darum, eine anschauliche intuitive Ein/iihrnng zu lie fern (I und V); oder die Aufgabe bestand darin, die Beziehung zu anderen philosophischen Positionen. wie z. B. derjenigen L. Wittgensteins, H. Putnams, ok. Poppers oder T. S. Kuhns. zu analysieren (II. III und IV); oder es sollte zu den wichtigsten und bis dahin verOffentlichten Kritiken Stellung bezogen wer den (wie in VI).
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Eine weitere Konsequenz ist die logische Begrlindbarkeit der von Kuhn so nachdrlicklich vertretenen These von der Immunitiit von Theorien gegen ,auf siissige' Erfahrungen. Sowohl Empiristen als auch kritische Rationalisten sind bekanntlich der Auffassung, daB eine derartige Standfestigkeit von Theorien gegen ,falsifIzierende Erfahrungen' nur urn den Preis einer bestimmten Art von intellektueller Unredlichkeit erzielt werden kann, namlich durch ad-hoc-Anwendung von Immunisierungsstrategien. Demgegeniiber konnen wir uns jetzt 9 In allen folgenden Arbeiten dieser Sammlung wird au£er der Menge 10 auch der Strukturkern der Theorie zum Paradigma gerechnet, zumal auch er seinen Ursprung beim Schopfer der Theorie nimmt.
B. das Sonnen system). B. die durch das Pradikat "ist eine klassische Partikelmechanik" ausgedriickte Struktur). j1 ist ein S"; denn diese Aussage beinhaltet genau die hypothetische Annahme, daB das physikalische System a eine Entitiit ist, der die mathematische Struktur S zukommt. Soweit von Anwendungen die Rede sein wird, werden wir diese mathematische Struktur gelegentlich auch als das Fundamentalgesetz der Theorie bezeichnen; denn diese Struktur ist in dem Sinn grundlegend, daB sie in samtlichen Anwendungen identisch wiederkehrt.
Noch so weitgehende empirische Analysen dessen, was bei einer wissenschaftlichen Umwiilzung vor sich gegangen ist, konnen nicht die Frage beantworten, ob diese Umwiilzungen einen wissenschaftlichen Fortschritt beinhalten oder einen Riickschlag, der nur irrtiimlich flir einige Zeit (oder vielleicht sogar fur alle Zeit) flir einen Fortschritt gehalten worden ist. Zuniichst sollen einige Andeutungen tiber die beiden FeWer vorausgeschickt werden, die nach meiner Ansicht das bisherige Nachdenken der Wissenschaftslogiker tiber Theorien behindert haben.