By Thomas Haipeter
Die Tarifabweichung markiert einen tiefen Einschnitt in die institutionellen Strukturen des deutschen Tarifsystems. Die Unterschreitung von Tarifnormen in betrieblichen Bündnissen mit Billigung der Tarifvertragsparteien ist inzwischen gängige Praxis in vielen Branchen. Der Autor untersucht Verbreitung und Praxis der Tarifabweichung in der Metall- und Elektroindustrie seit dem „Pforzheimer“ Tarifvertrag von 2004. Dabei kommt er zu dem Ergebnis, dass die Auswirkungen der Tarifabweichung auf die Prägekraft der Flächentarifverträge entscheidend von der inhaltlichen und prozeduralen Kontrolle der Tarifparteien – und unter diesen vor allem der Gewerkschaft – abhängen. Kontrollerfolge in beiden Kontrolldimensionen sind unverkennbar. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist die Beteiligung der Beschäftigten durch eine betriebsnahe Tarifpolitik.
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Die meisten europäischen Staaten sind mit dem challenge der steigenden Verbraucherverschuldung konfrontiert. Als Lösungsweg bieten sie ihren Bürgern seit den Insolvenzrechtsreformen der achtziger und neunziger Jahre mittlerweile irgendeine shape der Schuldbefreiung an. Vor diesem Hintergrund untersucht die Arbeit rechtsvergleichend die Grundlagen, die Möglichkeiten und den Umfang der insolvenzrechtlichen Restschuldbefreiung in Deutschland, England, Frankreich und Skandinavien.
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Zum einen unterbindet der enge, auf formale Regeln bezogene Institutionenbegriff die Möglichkeit, institutionellen Wandel zu analysieren, der durch die Erosion vormals geteilter Frames und Skripte der Akteure angestoßen wird und der durchaus Rückwirkungen auf die Geltungskraft formaler Regelungen haben kann. Was bedeutet es für die Prägekraft formaler Regulierungen, wenn sich kollektive Akteure daran nicht mehr 34 2 Theoretische Vorüberlegungen gebunden fühlen, weil sich ihre Problemwahrnehmungen geändert haben und sie neue Verhaltensweisen entwickeln?
Ob also die Akteure institutionelle Widersprüchlichkeiten wahrnehmen und kommunizieren, ob sie in diesem Zusammenhang ihre normativen Orientierungen verändern und auf neue Weise sanktionieren und ob eine mögliche Verschiebung der Ressourcen sich auch in neuen Machtkonstellationen und strategischen Zielsetzungen niederschlägt, sind offene Fragen, die nur empirisch beantwortet werden können. Daraus ergibt sich für die Fragestellung dieser Untersuchung die Aufgabe, die Probleme empirisch nachzuzeichnen, die die Akteure der Tarifpolitik veranlasst haben, Regeln für die Tarifabweichung zu vereinbaren und zugleich empirisch zu verfolgen, wie diese Regeln als soziale Innovationen in der sozialen Praxis angewandt werden.
Bei Parsons führe der normative Funktionalismus zu einer Überbetonung der normativen Integration und einer Unterbewertung sozialer Konflikte, während bei Marx umgekehrt die Überakzentuierung der Klassenkonflikte eine Unterschätzung des Ordnungsproblems nach sich ziehe. Lockwoods Vorschlag zur Lösung dieses Dilemmas von Ordnung und Wandel ist die Kombination beider Ansätze. Sein Ziel besteht darin, den in den Eigentumsverhältnissen wurzelnden Konflikt sozialer Klassen mit Konzepten der normativen Integration so zu verbinden, dass Ordnung und Konflikt als Eigenschaften desselben sozialen Systems beschrieben werden können.