Parteigruppen in der Großstadt: Untersuchungen in einem by Renate Mayntz

By Renate Mayntz

Als Band 6 seiner Schriften hat das Institut für politische Wissenschaft nStudien zur Entwicklung der deutschen Parteien bis zur Bundestagswahl 1953« veröffentlicht. Sigmund Neumann hat in der Einleitung zu dieser Schrift die wichtigsten Probleme der nach dem Kriege auch in Deutschland wieder aufgelebten Parteienforschung behandelt. Er hat darauf hingewiesen, daß die Parteiensoziologie sich nicht nur mit den Fragen der Stellung und der Funktion politischer Parteien im Parteiensystem und in der politischen Ordnung eines Landes befaßt, sondern daß seit Robert Michels' aufsehenerregenden Arbeiten insbesondere die Problematik der Binnenstruktur einzel­ ner Parteien das Interesse der politischen Wissenschaft wachgerufen hat. Die lebhafte Kritik, mit der die öffentlichkeit das Wiedererstehen und die Ent­ wicklung der deutschen Parteien seit 1945 verfolgt, bezieht sich einerseits auf die Rolle, die sie im demokratischen Regierungssystem übernommen haben, auf ihre Außenverbindungen, ihre Programmatik und die von ihnen verfolgte politische Linie. Sie wendet sich auf der anderen Seite mit besonderem Eifer immer wieder der Organi­ sationswirklichkeit einzelner Parteien zu. Je weniger Außenstehende über die Prozesse der Meinungs- und der Willensbildung innerhalb dieser Parteien wissen, desto inter­ essierter versuchen sie gewisse Symptome etwa der Teilnahmslosigkeit von Mit­ gliedern oder der Verharschung innerparteilicher Führungsgruppen zu interpretieren. Auf diese Weise hat sich bei vielen unserer Mitbürger ein recht negatives Meinungs­ klischee über die innere Verfassung der politischen Parteien entwickelt. Diese werden weithin angesehen als bürokratisierte, von einer relativ festen Oligarchie geleitete, in der Meinungsbildung ihrer Mitglieder manipulierte Großorganisationen, die den landläufigen Vorstellungen von einer demokratischen Partei nicht mehr entsprechen.

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Ein relativ häufiges Motiv zum Eintritt bleibt noch zu nennen, das man in dieser speziellen Färbung wohl nur bei der CDU findet: Die Mitgliedschaft dient hier für manchen Anhänger lediglich zur Dokumentation einer bestimmten, meist speziell mristlichen Gesinnung. Solche Mitglieder, für die das Mitgliedsbuch Zeugnis eines Bekenntnisses ist, legen auf die Teilnahme an Versammlungen, geschweige denn auf Ämter, meist keinen Wert. Wie bereits angedeutet, entspricht jedem entscheidenden Eintrittsmotiv ein bestimmtes Verhalten in der Partei, wenn auch im Einzelfall meist mehrere Motive wirken.

In dieser Untersuchung wurden nur bestimmte Gruppen von Amtsträgern im Kreisverband Westmitte nach ihren Eintrittsgründen gefragt. Die nicht uninteressanten Antworten verstärken den hier ausgesprochenen Zweifel. Kein Befragter gab an, daß Machtstreben, Ehrgeiz oder die Suche nach persönlichen Vorteilen bei seinem Entschluß mitgewirkt hätten. Alle behaupteten, eingetreten zu sein, weil sie sich politisch verantwortlich fühlten oder weil sie an der Verwirklichung einer bestimmten christlichen, demokratischen oder sozialen Konzeption mitarbeiten wollten.

Auch dieser Fall gab Anlaß zu einer heftigen grundsätzlichen Diskussion im Kreisvorstand, wobei als Argumente einmal die Notwendigkeit der Vorsicht bei Neuaufnahmen, zum anderen die Forderung, daß die Partei offen sein müsse, vorgebracht wurden. Bestätigt der Kreisvorstand im Regelfall lediglich die Entscheidung der Ortsgruppe über die Aufnahme eines neuen Mitgliedes, so muß sich deren Vorstand seinerseits weitgehend auf die Auskünfte des Werbenden verlassen. Die Diskussionen im Ortsgruppenvorstand zeigen, welche Auswahlkriterien bei der persönlichen Werbung angelegt werden.

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