By Hans Jürgen Finckh
Der Prozess der erwachsenenpädagogischen Theoriebildung und -kritik, wie er sich in Deutschland (West) zwischen 1945 und der Jahrtausendwende vollzogen hat, wird in diesem Buch historisch-systematisch untersucht. In eingehenden Interpretationen der theoriebildenden Aussagen insbesondere von F. Borinski, W. Strzelewicz und O. Negt werden die Möglichkeiten und Grenzen der hermeneutischen, empirischen und poietischen Wissenschaftspositionen aufgezeigt. Darüber hinaus wird ihre gegenseitige Ergänzungsbedürftigkeit als Ansatz für eine synthetisierende und damit praxisdienlichere Theorie der Erwachsenenbildungswissenschaft herausgearbeitet.
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214) letztlich entziehe. So heißt es beispielsweise gegenüber der im Gutachten erhobenen Forderung, die Erwachsenenbildner müssten „jederzeit bereit sein, die eigene Überzeugung sachlich zu überprüfen und zur Diskussion zu stellen“ (Deutscher Ausschuss 1960, S. 48): „Soll das heißen, daß sie ihren religiösen Glauben in Frage stellen? “ (Reiring 1960, S. , S. 447), „öffentliche Mittel zur Flucht aus der Öffentlichkeit“ beanspruchen (Sperling 1970, S. 48; vgl. in diesem Zusammenhang: Steigleder 1983, passim).
Gegenüber der Fehldeutung, in solchen Feststellungen deute sich der „Rückgriff auf eine ‘überhistorische’ … Größe an, die als invariante gesetzt wird“ (Wulf 1977, S. 22), muss darauf hingewiesen werden, dass die zitierten Aussagen jedenfalls bei Borinski und den Gutachtern im Konditionalis gemeint sind. Diese Autorengruppe fasst ihre Prinzipien-Erkenntnisse als ‘Entdeckungen’ auf (vgl. Deutscher Ausschuss 1960, S. 24), deren Geltungsdauer davon abhängt, dass es Menschen gibt, die die darin enthaltenen Wertungen teilen.
Nur wenn die Erwachsenenbildung auch institutionell relativ autonom ist, so heißt es weiter, kann sie der Tatsache Rechnung tragen, dass Bildung nicht nur „konservativ, … bewahrend (ist)“ (Meissner 1964, S. 41), sondern „auch eine korrigierende und erneuernde Kraft (hat)“ (Borinski 1953b, S. 93); nur dann kann die Erwachsenenbildung somit das demokratietypische Ziel verfolgen, die Kursteilnehmer zu befähigen, auch in politischer Hinsicht zu „wagen, sich unbeliebt und unbequem zu machen und gegen den Strom der im Augenblick herrschenden Meinung zu schwimmen“ (Borinski 1954a, S.