By Peter Ludwig
Ein bedeutsames pädagogisches Konzept wird anwendbar gemacht, seine Wirksamkeit theoretisch und erfahrungswissenschaftlich untermauert sowie Anwendungsfelder aufgezeigt. Der Band verbindet die anwendungsorientierte culture der Lehre von den Erziehungs- und Unterrichtsmitteln mit sozialwissenschaftlichem Erkenntnisanspruch. Elementare Modelle pädagogischer Intervention werden am Beispiel der Ermutigung reformuliert. Ermutigung gilt von je her als zentrale pädagogische Methode. Die herkömmliche Auseinandersetzung mit ihr warfare stark von der individualpsychologischen Erziehungslehre Alfred Adlers geprägt, die allerdings nur vage zwischen Ermutigung, Motivation, sich selbst erfüllender Prophezeiung, Selbstvertrauen, Selbstkonzept, Verstärkung und Lobunterschied. Der Autor konzeptionalisiert Ermutigung als eigenständige Handlungsform neu, legt erstmals eine geschlossene Theorie und eine Übersicht empirischer Befunde zu ihrer Funktion vor und verortet sie im Netzwerk verwandter pädagogisch-psychologischer Ansätze. Beispiele illustrieren Umsetzungsstrategien für die Erziehungs- und Bildungspraxis.
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Eine "sich selbst erfüllende Prophezeiung" ist eine Voraussage oder Erwartung, die ihre eigene Erfüllung selbst bedingt, indem sie beim Erwartenden ein dazu notwendiges unabsichtliches Verhalten auslöst (Überblick bei Blanck 1993; Ludwig 1991; 1998a). Offensichtlich bestimmt also nicht nur die Retrospektive auf Vergangenes die Gegenwart, sondern auch die Antizipationen des Zukünftigen. B. das Leistungsselbstkonzept die tatsächliche Leistung beeinflussen (Howard/Reardon 1986, 249, 252). Durch ihr Selbstvertrauen "wird die Person die, die sie zu sein denkt" (Heider 1958, 94).
Die Intentionsschwelle, die den Übergang vom Wählen zum Wollen ausmacht, ist der "psychologische Rubikon". Diesseits der Schwelle geht es um Wünschen und Wählen. ). Ist eine Entscheidung, ein Entschluß gefallen, also eine Intention gebildet, befinden wir uns jenseits des Rubikon, und damit in der Volitionsphase. Der Rubikon wird bei der Umwandlung eines Wunsches in eine Intention überschritten (Heckhausen 1987a, 7; 1987b, 123; Dreher 1994, 297). Der Wille ist eine "besonnene Entschlossenheit". Eine besondere Komponente des Willens ist der "Startentschluß", die Fähigkeit mit einer Handlung zu beginnen (Kornhuber 1987, 388, 391).
Menschen besitzen eine Unzahl verschiedener Motive, wobei zu einem Zeitpunkt nur eines oder wenige "aktiviert" werden, die vorübergehend "wirksam" sind und damit ein bestimmtes Handeln "motivieren" (Heckhausen 1980a, 24). Sub-Arten der Sammelbezeichnung "Motiv" sind Triebe als biologische Motive und Bedürfnisse als soziale oder psychische Motive. Ein Bedürfnis (need) gilt als ein Persönlichkeitsmerkrnal, das auf einen physischen, psychischen, ökonomischen oder sozialen Mangelzustand gerichtet ist.