By Moritz Ballensiefen
Machen sich Journalisten selbst zu Wahlkampfhelfern? Kommentieren Sie mit ihrer Bilderauswahl das politische Geschehen anstatt zu informieren? Tageszeitungen haben längst auf die veränderte Informationsaufnahme ihrer Leser reagiert. Ohne Visualisierung keine Nachricht. Daraus hat sich eine journalistische Jagd auf möglichst spektakuläre und exklusive Bildmotive entwickelt. Moritz Ballensiefen geht im Medienwahlkampf 2005 inhaltsanalytisch auf Spurensuche nach journalistischen Darstellungsmustern.
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Untersuchungsrahmen 37 wie schon skizziert, subsumiert der allgemeine Sprachgebrauch unter dem Begriff des Bildes eine schwer eingrenzbare Inhaltspalette: von der Höhlenmalerei, über Kunstwerke, Traumbilder, Architektur, Musikbilder, Zeichnungen, Karikaturen, Drucke und so weiter. Die Assoziation mit dem Bildbegriff ist derart komplex, dass eine genaue Kategorisierung und Abgrenzung zwar notwendig ist, sich in der Untersuchungspraxis aber nur aufwändig umsetzen lässt, da Bilder oft gleichzeitig verschiedenen Gruppen angehören können.
Die visuelle Darstellungsverschiebung hat sich längst auch auf die politische Berichterstattung ausgewirkt. Beispielhaft dafür steht die Verwendung so genannter PaparazziMotive, die sich ursprünglich auf das Themengebiet des Boulevards beschränkten (vgl. 36 Diese Form der boulevardesken visuellen Personenberichterstattung stellt ein Novum dar und vollzieht einen Abbau der inhaltlichen, kritischen Distanz zwischen Bürgern und Politikern. Dadurch, dass wir als Mediennutzer im Bild am Urlaub von Spitzenpolitikern wie Angela Merkel „teilhaben“ können, wird eine persönliche Nähe zum Politiker suggeriert, die es erschwert, eine Trennlinie zwischen Politik und allgemeiner Medienprominenz zu ziehen.
46 2. Untersuchungsrahmen Bilder werden früher, häufiger und länger beachtet als andere Gestaltungselemente. Bilder werden nicht nur zuerst fixiert, sondern auch schneller erfasst als Texte. Bilder sind besonders gut in der Lage, Emotionen zu transportieren. Bilder werden besser behalten, als verbale Informationen. Aufbauend auf diesem spezifischen Vorteil der visuellen Kommunikation gegenüber der textlichen37, erwirkt die vollzogene visuelle Zeitenwende einen direkten Einfluss auf die politische Kommunikation.